Was?
Das Organscreening ist eine erweiterte Form des normalen zweiten sogenannten großen Ultraschalls: Neben der Untersuchung von Kopf, Bauch Oberschenkelknochen und Position der Plazenta beinhaltet er die Untersuchung mehrerer Organe deines Babys.
Untersuchung
Mithilfe einer Checkliste überprüft der/die Arzt:in das Kleinhirn und die Hirn- und Herzkammern deines Babys sowie die vordere Bauchwand, Hals und Rücken, Magen, Niere und Harnblase.
Warum?
Mit der Untersuchung können geübte Ärzte Auffälligkeiten oder Fehlbildungen erkennen. Frühzeitig entdeckt, lassen sich viele davon mittlerweile gut behandeln.
Risiko
Statistiken zufolge kommen etwa drei bis vier von hundert Babys mit einer schwerwiegenden Fehlbildung auf die Welt, beispielsweise einem Herzfehler. Bei ein bis zwei von hundert Babys werden kleinere Anomalien festgestellt.
Was, wenn?
Entdeckt der/die Frauenarzt:in Auffälligkeiten, können Folgeuntersuchungen notwendig sein, die zum Teil Risiken mit sich bringen. Der/die Arzt:in bespricht mit dir das weitere Vorgehen.
Gut zu wissen
Mit dem erweiterten Basisultraschall lassen sich mehr Auffälligkeiten als mit dem normalen Ultraschall entdecken. Diese können sich aber später auch als harmlos herausstellen – und deine Ängste und Sorgen waren umsonst.Deshalb überlässt der/die Arzt:in dir die Wahl, welche Form des zweiten Basisultraschalls du durchführen lassen möchtest.
Wofür ist der Test?
Beim zweiten “großen” Ultraschall hast du die Wahl zwischen dem normalen zweiten Basisultraschall und der erweiterten Form davon – die ebenfalls Kassenleistung ist. Sie wird auch Organscreening genannt, weil der Arzt noch eine Reihe weiterer Organe außer Kopf, Bauch, Oberschenkelknochen und die Position der Plazenta untersucht. Sinn des Organscreenings ist es, mögliche Fehlbildungen frühzeitig und besser zu erkennen, um gegebenenfalls rechtzeitig handeln zu können.
Dein Risiko
Eines vorweg: Von hundert Schwangeren bringen in Deutschland 96 bis 98 ein gesundes Kind zur Welt! Ein paar statistische Zahlen helfen dir aber vielleicht zusätzlich, das Risiko für Fehlbildungen besser einzuordnen:
Risiko in Zahlen
3 - 4
von 100 Säuglingen kommen mit einer Fehlbildung auf die Welt.
3 - 4
von 1.000 Säuglingen versterben hierzulande innerhalb eines Jahres nach der Geburt.
1 von 1.000
Säuglingen, die sterben, hat Fehlbildungen, Deformitäten oder genetische Anomalien.
Wer führt die Untersuchung durch?
Das Organscreening kann dein/e Gynäkolog:in durchführen, wenn er/sie entsprechend dafür weitergebildet ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) unterscheidet aber zwei Qualifikationsstufen der Zertifizierung: DEGUM Stufe I und II.
Es gibt Ultraschall-Expert:innen, die daran zweifeln, ob Stufe I für die Diagnostik genügt. Ihr Argument: Zwar handelt es sich um eine gute Basisqualifikation, aber manche Fehlbildungen sind so selten, dass der/die Frauenarzt:in sie eventuell noch nie oder so selten gesehen hat und deshalb manches übersehen kann. Insbesondere Herzfehler sind demnach schwer zu entdecken. Wenn du dich wohler fühlst, kannst du deine/n Arzt:in nach seiner/ ihrer Qualifikation fragen und dich zu einem/r Spezialist:in überweisen lassen.
So funktioniert das Organscreening
Wie beim normalen Basisultraschall auch, vermisst der/die Frauenarzt:in Kopf, Oberschenkelknochen und die Position der Plazenta. Zusätzlich werden aber eine Reihe weiterer Organe untersucht. Mithilfe des Ultraschalls sollen Fehlbildungen entdeckt werden, darunter beispielsweise schwerwiegende Herzfehler oder ein sogenannter offener Rücken (Spina bifida), aber auch kleinere Fehlbildungen wie eine Lippenspalte oder Lücken in der Herzscheidewand, die heutzutage gut behandelbar sind.
Dabei geht dein/e Frauenarzt:in eine Art Checkliste durch mit Fragen zu folgenden Organen und Strukturen:
- Sind Kopf und Hirnkammern normal geformt? Ist das Kleinhirn sichtbar?
- Stimmt die Hautkontur hinter Hals und Rücken?
- Wie ist das Größenverhältnis von Herz und Brustkorb?
- Ist das Herz auf der linken Seite? Schlägt es rhythmisch?
- Sind die vier Kammern des Herzens ausgebildet?
- Ist die vordere Bauchwand geschlossen?
- Sind Magen, Nieren und Harnblase sichtbar?
Nutzen
Werden Auffälligkeiten entdeckt, ermöglicht das oft ein Handeln. Insbesondere lässt sich mitunter planen, wie das Baby sofort nach der Geburt behandelt werden kann.
Beispielsweise müssen schwerwiegende Herzfehler in einem Herzzentrum versorgt oder Lücken in der Bauchwand oder im Zwerchfell sofort geschlossen werden. Andere Auffälligkeiten kann man auch noch im Mutterleib behandeln. Zum Beispiel ist eine Erweiterung der Hirnkammern oft ein Hinweis auf eine Infektion, gegen die Antibiotika helfen können.
Gut zu wissen
Es kann sein, dass dein/e Frauenarzt:in Auffälligkeiten entdeckt, die sich aber hinterher als harmlos herausstellen – und du dir damit unnötig Sorgen machen musstest.
Unregelmäßigkeiten notiert der/die Arzt:in im Mutterpass, auch wenn sie vielleicht harmlos sind. Eine solche Verunsicherung kann schwer belastend für dich sein. Ebenso musst du wissen, dass der erweiterte Basisultraschall nicht immer eindeutige Ergebnisse liefert. Manchmal sind dann zusätzliche Untersuchungen notwendig, die mehr Risiken bergen, wie etwa eine Fruchtwasseruntersuchung.
Und: Es können auch Fehlbildungen vorkommen, die später nicht behandelbar sind. Ebenso können Fehlbildungen trotzdem unentdeckt bleiben.
Mach dir also in Ruhe rechtzeitig Gedanken darüber, ob du den erweiterten Basisultraschall in Anspruch nehmen möchtest oder nicht und welche Informationen du wissen möchtest, und welche lieber nicht. Vergiss nicht: Du hast in jedem Fall ein Recht auf Nichtwissen!
Ein paar Fragen können dir bei der Entscheidung vielleicht helfen:
- Was erhoffst du dir von dem Organscreening?
- Welche Informationen würden dich beruhigen?
- Welche Informationen würden dich verunsichern?
- Was möchtest du unbedingt – und was auf keinen Fall wissen?