Gesundheit

Wann wird die Geburt eingeleitet?

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Von Larissa
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Einleitung bei der Geburt: Was werdende Eltern wissen sollten

Die letzten Tage in der Schwangerschaft können zäh sein. Das Warten erscheint unfassbar lang – die Minuten vergehen nur zäh. In manchen Fällen kann eine Geburtseinleitung notwendig sein.

Doch was bedeutet das genau? Welche Methoden gibt es, und welche Vor- und Nachteile sollten Eltern kennen? In diesem Artikel bieten wir einen umfassenden, wissenschaftlich fundierten Einblick in das Thema und beantworten die wichtigsten Fragen.

Wann wird eine Geburt eingeleitet?

Die Entscheidung für eine Geburtseinleitung wird meist aus medizinischen Gründen getroffen. Häufige Indikationen sind:

  • Übertragung: Wenn die Schwangerschaft 41 Wochen überschreitet (NICE Guidelines, 2021). Denn mit zunehmender Dauer steigt das Risiko für Komplikationen, wie eine Plazentainsuffizienz.

  • Gesundheitliche Risiken: Etwa Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck oder eine Plazentainsuffizienz (WHO, 2018). Eine rechtzeitige Einleitung kann helfen, Gefahren für Mutter und Kind zu vermeiden.

  • Frühzeitiger Blasensprung: Wenn die Wehen innerhalb von 24 Stunden nicht von allein einsetzen (ACOG, 2020). Dies reduziert das Risiko für Infektionen bei Mutter und Kind.

Zusätzlich gibt es Situationen, in denen auf Wunsch der Mutter eingeleitet wird. Eine sogenannte „elektive Geburtseinleitung“ wird jedoch nur unter bestimmten Bedingungen und nach sorgfältiger Abwägung empfohlen (Caughey et al., 2014).

Eine Einleitung wird individuell geplant und immer im Team aus Ärzt*innen und Hebammen entschieden.

Wie wird die Geburt eingeleitet?

Die Geburtseinleitung kann auf verschiedene Weisen erfolgen, je nach Situation und Bedarf. Hier ein Überblick über die gebräuchlichsten Methoden:

1. Medikamentöse Methoden

  • Prostaglandine: Diese Hormone helfen, den Gebärmutterhals weicher zu machen und die Geburt zu starten. Studien zeigen, dass Prostaglandine besonders bei Erstgebärenden wirksam sind (Kehl et al., 2016). Sie werden in Form von Tabletten oder Gels angewendet und wirken lokal.

  • Oxytocin: Dieses Hormon wird über eine Infusion verabreicht und fördert die Wehentätigkeit. Eine Metaanalyse von Cochrane (Middleton et al., 2018) betont, dass Oxytocin unter engmaschiger Überwachung sicher eingesetzt werden kann. Es wird meist eingesetzt, wenn der Gebärmutterhals bereits geöffnet ist.

2. Mechanische Methoden

  • Ballonkatheter: Ein kleiner Ballon wird in den Gebärmutterhals eingeführt, um ihn mechanisch zu dehnen. Diese Methode wird oft als sanfter empfunden (Mozurkewich et al., 2019). Sie wird besonders dann angewendet, wenn medikamentöse Methoden nicht möglich sind oder keine Wirkung zeigen.

3. Natürliche Methoden

  • Akupunktur und Bewegung: Einige Studien (z. B. Smith et al., 2020) weisen darauf hin, dass diese Methoden Wehen sanft anregen können, sind jedoch weniger effektiv als medikamentöse Verfahren. Dennoch können sie zur Entspannung beitragen und die Bereitschaft des Körpers fördern.

Welche Risiken und Vorteile gibt es?

Die Geburtseinleitung kann in vielen Situationen hilfreich sein, birgt jedoch auch Risiken, die sorgfältig abgewogen werden sollten:

Vorteile:

  • Reduziertes Risiko für Komplikationen bei Übertragung.

  • Vermeidung von Notfallsituationen durch rechtzeitige Geburt (z. B. bei Plazentainsuffizienz).

  • Planbarkeit: Besonders bei elektiven Einleitungen schätzen Eltern die Möglichkeit, den Geburtszeitpunkt vorherzusehen.

Risiken:

  • Stärkere Wehen: Eingeleitete Wehen werden oft als intensiver empfunden (ACOG, 2020). Dies kann zu einem höheren Bedarf an Schmerzmitteln führen.

  • Stress für das Baby: Studien zeigen, dass die Einleitung selbst bei engmaschiger Überwachung vorübergehend zu Stress beim Baby führen kann (Caughey et al., 2014). Moderne Methoden minimieren jedoch dieses Risiko.

  • Erhöhtes Kaiserschnittrisiko: Insbesondere bei Erstgebärenden, wenn die Geburtseinleitung nicht erfolgreich ist (Caughey et al., 2014).

Häufige Fragen zur Geburtseinleitung

1. Bedeutet die Einleitung Stress für das Baby?

Die Einleitung kann eine vorübergehende Belastung für das Baby darstellen, da die Wehen oft intensiver und schneller aufeinanderfolgen. Eine Studie von Caughey et al. (2014) zeigt jedoch, dass diese Belastung durch kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Methoden minimiert werden kann. Das medizinische Team achtet darauf, dass das Baby jederzeit gut versorgt ist.

2. Geht die Einleitung beim zweiten Baby schneller?

Ja, in der Regel verläuft die Geburtseinleitung bei Mehrgebärenden schneller. Der Gebärmutterhals ist oft weicher und geübter, wodurch die Wehen schneller einsetzen können (Smith et al., 2020). Dennoch hängt die Dauer von individuellen Faktoren ab.

3. Gibt es auch eine Einleitung auf Wunsch?

Ja, eine Geburtseinleitung auf Wunsch (elektiv) ist möglich, wird aber nur unter strengen Voraussetzungen durchgeführt. Studien (Caughey et al., 2014) betonen, dass der Nutzen und die Risiken genau abgewogen werden müssen. In der Regel wird eine elektive Einleitung frühestens ab der 39. Schwangerschaftswoche angeboten.

Wie kann man sich vorbereiten?

Eine Geburtseinleitung kann für viele werdende Eltern eine emotionale Herausforderung sein. Diese Tipps können helfen:

  1. Fragen stellen: Sprechen Sie offen mit Ihrem Behandlungsteam über alle Optionen und eventuelle Sorgen. Schreiben Sie Ihre Fragen auf, damit nichts vergessen wird.

  2. Unterstützung suchen: Eine vertraute Person dabei zu haben, kann Sicherheit geben. Oft sind Hebammen eine große Hilfe in dieser Phase.

  3. Mentale Vorbereitung: Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder Hypnobirthing können helfen, mit Stress umzugehen.

  4. Planung: Packen Sie Ihre Kliniktasche rechtzeitig und besprechen Sie den Ablauf im Vorfeld mit Ihrem medizinischen Team.

 

Quellen:

https://www.nice.org.uk/guidance/ng207

 

https://www.who.int/publications/i/item/9789240052796

https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD004945.pub4/full

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24463662/